Stell dir vor, der Strom fällt aus. Nicht für eine Stunde, sondern für Tage. Keine warmen Mahlzeiten, kein funktionierendes Handy, kein Licht. Oder plötzlich kommt aus dem Hahn kein Wasser mehr. In solchen Momenten zeigt sich, wie gut – oder schlecht – wir vorbereitet sind. Viele denken: „Dafür gibt es doch den Staat, die Feuerwehr, das THW.“ Stimmt – aber nur teilweise. Denn die offiziellen Stellen machen immer wieder klar: Jeder Haushalt sollte für den Notfall selbst vorsorgen.
Doch was bedeutet das konkret? Welche Empfehlungen geben Behörden wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Deutschland oder ähnliche Stellen in anderen Ländern? Und warum lohnt es sich, diese Ratschläge ernst zu nehmen, statt sie als übertriebene Panikmache abzutun?
Warum Behörden zur Eigenvorsorge raten
Der Staat hat im Katastrophenfall viele Aufgaben: Rettung, Koordination, Versorgung, Wiederherstellung. Aber er kann nicht gleichzeitig an jeder Haustür klingeln und Lebensmittel verteilen. Schon bei regionalen Hochwassern oder Sturmschäden zeigt sich, wie schnell Einsatzkräfte an ihre Grenzen stoßen.
Genau deshalb lautet die offizielle Empfehlung: Jeder sollte in der Lage sein, mindestens einige Tage ohne externe Hilfe auszukommen. Damit entlastet man nicht nur die Einsatzkräfte, sondern erhöht auch die eigenen Überlebenschancen – und die der Familie.
Was empfehlen die Behörden konkret?
Die Empfehlungen unterscheiden sich von Land zu Land leicht, doch in Deutschland hat das BBK einen klaren Leitfaden erstellt. Er ist nüchtern, sachlich – und gleichzeitig hoch relevant.
Vorräte für 10 Tage
- Water: 2 Liter pro Person und Tag – also 20 Liter für 10 Tage.
- Lebensmittel: Kalorienreiche, haltbare Produkte wie Nudeln, Reis, Haferflocken, Konserven, Hülsenfrüchte, Öl, Nüsse.
Weitere Basics
- Medikamente (individuell, plus eine kleine Hausapotheke).
- Lichtquellen (Batterielampen, Kerzen, Streichhölzer).
- Möglichkeiten zum Kochen/Erwärmen von Speisen (Campingkocher, Spirituskocher).
- Hygieneartikel (Seife, Desinfektionsmittel, Toilettenpapier).
- Wichtige Dokumente griffbereit, am besten in wasserdichter Hülle.
Tabelle: BBK-Empfehlung für 1 Person (10 Tage)
| Kategorie | Menge/Beispiel |
| Drinking water | 20 liters |
| Getreideprodukte | 3,5 kg (z. B. Reis, Nudeln, Hafer) |
| Gemüse | 4 kg (Konserven oder getrocknet) |
| Obst | 2,5 kg (Konserven oder getrocknet) |
| Milchprodukte | 2,6 kg (z. B. H-Milch, Pulvermilch) |
| Fisch/Fleisch/Eier | 1,5 kg (Konserven, getrocknet) |
| Fette/Öle | 0,4 kg (Öl, Margarine) |
| Sonstiges | Zucker, Salz, Kaffee, Tee |
Diese Liste ist ein Richtwert. Sie zeigt, was realistisch gebraucht wird – und dass es um mehr geht als ein paar Dosen Ravioli.
Mehr als nur Vorräte: Das große Ganze
Essen und Wasser sind das Fundament, doch die Behörden betonen auch andere Bereiche:
- Energy
- Alternative Heizquellen wie Kamin, Petroleum- oder Gasöfen.
- Warme Kleidung, Schlafsäcke, Decken.
- Information & Kommunikation
- Ein batteriebetriebenes oder kurbelbetriebenes Radio, um Warnmeldungen zu empfangen.
- Ersatzbatterien, Powerbanks.
- Erste Hilfe & Gesundheit
- Verbandkasten nach DIN-Norm.
- Persönliche Medikamente (auf Vorrat).
- Wissen über Erste-Hilfe-Maßnahmen.
- Hygiene
- Abfallsäcke, Desinfektionsmittel, Feuchttücher.
- Wenn Wasser knapp wird, sind improvisierte Lösungen Gold wert.
- Organisation & Dokumente
- Wichtige Unterlagen in einer „Notfallmappe“ (Ausweise, Versicherungen, Bankdaten).
- Bargeld in kleinen Scheinen.
Behörden raten: Den Ernstfall durchspielen
Es klingt banal, aber der Hinweis ist zentral: Üben Sie den Notfall.
- Wo sind Taschenlampe und Kerzen?
- Wie schnell lässt sich der Notfallrucksack packen?
- Weiß jedes Familienmitglied, was zu tun ist?
Im Katastrophenschutz wird das „Planspiel“ genannt. Was in Unternehmen normal ist, macht auch zu Hause Sinn. Einmal den Strom für einen Tag abstellen – und ausprobieren, was noch funktioniert und wo Lücken sind.
Typische Missverständnisse
Viele Menschen hören „Notfallvorsorge“ und winken ab. Zu den Klassikern gehören:
- „Das passiert hier doch nicht.“ – Ein Blick in die Nachrichten genügt: Hochwasser an der Ahr, Hitzesommer, Stromausfälle im Winter. Niemand ist völlig sicher.
- „Der Staat wird’s schon richten.“ – Ja, aber nicht sofort und nicht flächendeckend.
- „Ich hab doch immer was im Kühlschrank.“ – Frischware verdirbt schnell ohne Strom. Konserven und Trockenvorräte halten Monate oder Jahre.
Zwei Listen für mehr Klarheit
Die 5 wichtigsten Sofortmaßnahmen (laut Behörden)
- Notfallvorrat für 10 Tage anlegen.
- Alternative Beleuchtung und Kochmöglichkeit bereithalten.
- Medikamente und Erste-Hilfe-Set checken.
- Dokumente und wichtige Unterlagen griffbereit halten.
- Einen Flucht- oder Evakuierungsplan erstellen.
Häufig vergessene Dinge
- Tierfutter für Haustiere.
- Batterien in verschiedenen Größen.
- Spielzeug oder Beschäftigung für Kinder.
- Ersatzbrillen oder Kontaktlinsen.
- Müllbeutel (hygienische Entsorgung wird oft unterschätzt).
Warum diese Empfehlungen sinnvoll sind
Manche halten die offiziellen Listen für übertrieben. Aber wer einmal erlebt hat, wie schnell im Supermarkt nach einer Sturmwarnung die Regale leergefegt sind, versteht: Diese Empfehlungen basieren auf Erfahrungen.
Die Behörden sprechen nicht von Science-Fiction, sondern von realistischen Szenarien. Hochwasser, Stürme, Pandemien – das alles hat es in den letzten Jahren mehrfach gegeben. Die Ratschläge sind so gewählt, dass sie pragmatisch, bezahlbar und für jeden umsetzbar sind.
A personal thought
Als ich mich das erste Mal mit den BBK-Listen beschäftigt habe, war ich skeptisch. 20 Liter Wasser pro Person – das klingt nach einer Menge. Aber dann erinnerte ich mich an einen Rohrbruch in meiner Straße. Zwei Tage lang kam nichts aus dem Hahn. Am ersten Tag noch kein Problem. Am zweiten wurde es unangenehm. Plötzlich wurde klar: Die Empfehlung ist nicht theoretisch, sondern praktisch erprobt.
Fazit: Behördenempfehlungen sind ein guter Start
Notfallvorsorge ist kein Zeichen von Panik oder Misstrauen gegenüber dem Staat. Im Gegenteil: Sie ist gelebte Verantwortung – für sich selbst, für die Familie und für die Gemeinschaft.
Die Behörden geben keine absurden Anweisungen, sondern praxisnahe, erprobte Leitlinien. Wer sie beherzigt, hat den wichtigsten Schritt in Richtung Sicherheit schon getan.
Und wenn man ehrlich ist: Es fühlt sich einfach besser an, vorbereitet zu sein. Nicht, weil man auf den großen Weltuntergang wartet – sondern weil man weiß, dass man auch in kleinen Krisen einen klaren Kopf behalten kann.


