Wenn man das Wort „Prepper“ erwähnt, sieht man in vielen Köpfen sofort ein Bild aufleuchten: ein Mann mit Tarnkleidung, ein Bunker voller Konservendosen, vielleicht sogar bewaffnet und misstrauisch gegenüber der ganzen Welt. Hollywood hat dieses Klischee geprägt, und auch die Medien greifen es gern auf. Doch wie so oft, wenn etwas auf ein Klischee reduziert wird, bleibt die Wirklichkeit auf der Strecke.
Prepping – also die bewusste Vorbereitung auf mögliche Krisensituationen – ist viel bodenständiger, als man denkt. Und es ist längst kein Randthema für Exzentriker. Vielmehr ist es eine vernünftige, verantwortungsbewusste Haltung. Zeit also, ein paar der hartnäckigsten Mythen unter die Lupe zu nehmen und sie auf den Prüfstand zu stellen.
Mythos 1: Prepping ist nur etwas für Spinner und Weltuntergangspropheten
Das Bild vom paranoiden Einsiedler, der auf den großen Knall wartet, hält sich hartnäckig. Doch die Realität sieht anders aus.
Prepping bedeutet in erster Linie Vorsorge. Wer einen Erste-Hilfe-Kasten im Auto hat oder eine Kerze im Schrank, betreibt bereits Prepping – ohne es vielleicht so zu nennen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfiehlt selbst jedem Haushalt, Vorräte für mindestens zehn Tage anzulegen. Sind damit plötzlich alle Menschen „Spinner“? Wohl kaum.
Der eigentliche Kern von Prepping ist Pragmatismus: sich nicht blind auf die Infrastruktur zu verlassen, sondern Verantwortung zu übernehmen.
Mythos 2: Prepping ist extrem teuer
Viele schrecken zurück, weil sie glauben, man müsse Tausende Euro investieren, um vorbereitet zu sein. Das stimmt nicht.
Natürlich kann man viel Geld ausgeben – für Spezialausrüstung, Notstromaggregate oder Hightech-Filter. Aber es geht auch klein und Schritt für Schritt. Wer bei jedem Einkauf ein oder zwei Konservendosen extra in den Wagen legt, baut nach und nach einen soliden Vorrat auf.
Praktisch ist auch das Prinzip der Rotation: Man kauft nur Dinge, die man ohnehin isst. So bleiben Vorräte frisch und kosten kaum mehr als der normale Einkauf.
Eine kleine Tabelle zeigt, dass Prepping nicht zwingend Luxus ist:
| Maßnahme | Kostenaufwand | Nutzen |
| Wasser in Flaschen lagern | ca. 5–10 € pro Woche | Sicherheit bei Ausfällen |
| Vorrat an Nudeln/Konserven | ca. 10–20 € pro Woche | mehrere Mahlzeiten gesichert |
| Taschenlampe + Batterien | 15–30 € einmalig | Licht bei Stromausfall |
| Erste-Hilfe-Set erweitern | 20–50 € einmalig | medizinische Grundversorgung |
Schon mit überschaubarem Einsatz lässt sich ein Grundstock schaffen.
Mythos 3: Prepping bedeutet, in Angst zu leben
Das Gegenteil ist der Fall. Prepping schafft Sicherheit und Ruhe. Wer weiß, dass er für eine Zeit ohne Strom oder Wasser gerüstet ist, schläft besser.
Es ist ein bisschen wie mit einer Versicherung: Man hofft, sie nie zu brauchen. Aber allein das Wissen, dass sie da ist, gibt Gelassenheit.
Viele Prepper berichten, dass sie gerade durch ihre Vorbereitung weniger Angst haben – weil sie wissen, dass sie handlungsfähig bleiben. Angst entsteht oft aus Ohnmacht. Vorbereitung nimmt dieser Ohnmacht den Stachel.
Mythos 4: Nur Menschen auf dem Land können Prepping betreiben
Natürlich haben Menschen mit Garten oder Keller mehr Platz für Vorräte. Aber auch in einer kleinen Stadtwohnung lässt sich vorsorgen.
Stapelbare Boxen unter dem Bett, Lebensmittelvorräte im Schrank, Wasser in Kanistern im Abstellraum – es geht darum, kreativ mit dem vorhandenen Platz umzugehen. Selbst auf dem Balkon lässt sich einiges anpflanzen.
Prepping ist keine Frage des Wohnorts, sondern der Organisation.
Mythos 5: Wer preppt, misstraut der Gesellschaft
Manche unterstellen Preppern, sie hätten kein Vertrauen in Staat, Nachbarn oder Infrastruktur. Doch Prepping ist kein Ausdruck von Misstrauen, sondern von Verantwortungsbewusstsein.
Es geht nicht darum, sich abzuschotten, sondern darum, im Ernstfall nicht sofort selbst in Not zu geraten – und dadurch vielleicht sogar anderen helfen zu können. Wer vorbereitet ist, entlastet in Krisen die Strukturen und hat die Möglichkeit, Nachbarn oder Verwandten zu unterstützen.
Mythos 6: Prepping ist nur für Männer
Ein weit verbreitetes Bild – und schlicht falsch. Frauen sind genauso aktiv im Prepping, und oft bringen sie andere Schwerpunkte ein. Während Männer in Klischeevorstellungen den Fokus auf Ausrüstung und Technik legen, denken viele Frauen stärker an Alltagstauglichkeit, Ernährung oder Hygiene.
Auch Senioren oder Menschen mit Handicap sind ein wichtiger Teil der Prepper-Community. Sie haben eigene Bedürfnisse, aber auch wertvolle Erfahrungen. Prepping ist für alle da, nicht nur für eine bestimmte Gruppe.
Liste: Was Prepping wirklich bedeutet
- Vorräte anlegen, die zum Alltag passen
- Notfallpläne haben (z. B. Treffpunkt bei Evakuierung)
- Grundkenntnisse in Erster Hilfe besitzen
- Alternative Energiequellen bereithalten
- Gemeinschaft pflegen – Familie, Nachbarschaft, Freunde
Wer das umsetzt, ist bereits weiter als der Großteil der Bevölkerung.
Mythos 7: Prepping heißt, sich für den Weltuntergang zu rüsten
Klar, es gibt Prepper, die auf extreme Szenarien vorbereitet sind. Doch die meisten denken viel bodenständiger: an Stromausfälle, Hochwasser, Versorgungsengpässe.
Die Flut im Ahrtal hat gezeigt, dass selbst in einem hochentwickelten Land wie Deutschland plötzlich die gewohnte Versorgung zusammenbrechen kann. Wer dann vorbereitet ist, muss nicht sofort evakuiert werden oder hungern.
Prepping ist also weniger „Apokalypse-Romantik“ als praktische Alltagsvorsorge.
Mythos 8: Vorräte machen dich automatisch sicher
Hier liegt ein gefährlicher Trugschluss. Natürlich sind Vorräte wichtig. Aber sie nützen wenig, wenn man nicht weiß, wie man sie einsetzt, rotiert oder ergänzt.
Ebenso entscheidend sind Fähigkeiten: Feuer machen, improvisieren, Ruhe bewahren. Wissen und Übung sind die eigentlichen Schlüssel.
Man könnte sagen: Vorräte sind der Werkzeugkasten, Fähigkeiten sind die Hände. Ohne beides zusammen funktioniert nichts.
Mythos 9: Prepping ist eine einmalige Aufgabe
Man legt Vorräte an, stellt sie in den Keller – und fertig? So einfach ist es nicht. Prepping ist ein Prozess. Lebensmittel müssen regelmäßig überprüft werden, Batterien altern, Pläne ändern sich.
Auch persönliche Lebenssituationen spielen eine Rolle. Eine Familie mit Kleinkindern hat andere Bedürfnisse als ein Single. Wer sich nicht regelmäßig anpasst, steht im Ernstfall vor Lücken.
Liste: Typische Fehler beim Prepping
- Vorräte anlegen, die niemand mag oder verträgt
- Keine Rotation (abgelaufene Lebensmittel, leere Batterien)
- Übermäßige Fixierung auf eine einzige Gefahr
- Fehlende Kommunikation mit Angehörigen
- Zu viel Theorie, zu wenig Praxis
Mythos 10: Prepping macht einsam
Das Gegenteil ist wahr, wenn man es richtig angeht. Viele Prepper vernetzen sich – sei es in Nachbarschaften, Freundeskreisen oder Online-Communities. Gemeinsame Übungen oder Austausch über Erfahrungen stärken nicht nur die Vorbereitung, sondern auch das soziale Miteinander.
Im Ernstfall ist Gemeinschaft ohnehin entscheidend. Wer sich allein verschanzt, hat auf Dauer weniger Chancen. Wer Netzwerke pflegt, kann gegenseitige Unterstützung erleben – und das ist oft der wichtigste Faktor fürs Durchhalten.
Fazit: Prepping entzaubert
Die Mythen rund ums Prepping sind hartnäckig, aber sie halten einer genaueren Betrachtung nicht stand. Prepping ist weder verrückt noch elitär, weder unerschwinglich noch exklusiv. Es ist schlicht ein Ausdruck von Verantwortung und Weitsicht.
Vielleicht ist genau das der Kern: Prepping ist weniger ein Bunker voller Konserven als ein klarer Kopf voller Möglichkeiten. Und diesen Kopf kann jeder haben – ganz ohne Tarnkleidung.


