Stell dir vor, du bist irgendwo draußen, weit weg von Supermärkten, Lieferdiensten oder der nächsten Tankstelle. Dein Vorrat an Konserven geht zur Neige, das letzte Päckchen Nudeln ist aufgebraucht, und es ist nicht klar, wann Nachschub kommt. Was bleibt? Die Natur.
Genau an dieser Stelle beginnt ein uraltes Wissen, das unsere Vorfahren über Jahrtausende perfektioniert haben: Jagen, Fallen stellen, Fischen. Fähigkeiten, die heute oft nur noch als „Hobby“ gelten, waren einst die Grundlage des Überlebens. Für Prepper sind sie mehr als ein nostalgischer Rückgriff in die Vergangenheit. Sie sind ein praktischer, manchmal sogar entscheidender Baustein in der Krisenvorsorge.
Warum Jagd, Fallen und Fischfang so wichtig sind
Nahrungsvorräte halten nicht ewig. Dosen verbeulen, Gläser zerbrechen, selbst getrocknete Lebensmittel haben irgendwann ein Verfallsdatum. Wer sich langfristig vorbereiten möchte, kommt um das Thema Nahrungsbeschaffung in der Wildnis nicht herum.
- Jagd bietet konzentriertes Eiweiß und Fett. Ein erlegtes Kaninchen oder Reh kann eine Familie für Tage versorgen.
- Fallen sind die stille Variante: Während man selbst Holz hackt oder Wasser filtert, arbeiten sie im Hintergrund.
- Fischfang ist vergleichsweise effizient: Mit einer einfachen Schnur, einem Haken und etwas Geduld lässt sich Nahrung gewinnen, die nicht nur sättigt, sondern auch wertvolle Nährstoffe liefert.
Natürlich ersetzt dieses Wissen keine moderne Landwirtschaft. Aber es verschafft Zeit, es überbrückt Engpässe – und es vermittelt Sicherheit.
Die rechtliche und ethische Seite
Bevor wir tiefer einsteigen: Jagd, Fallenstellen und Fischen sind in Deutschland streng geregelt. Ohne Jagdschein darf niemand Wildtiere erlegen, Fallen unterliegen Gesetzen, und selbst beim Angeln gibt es Prüfungen und Vorschriften.
Für Prepper bedeutet das zweierlei:
- Respekt vor den Regeln im Alltag – niemand sollte jetzt schon illegal Tiere töten.
- Wissen im Voraus aneignen – im Ernstfall kann dieses Wissen entscheidend sein, ohne dass man im Vorfeld gegen Gesetze verstoßen muss.
Kurz gesagt: Man darf üben, lernen, vorbereiten. Aber die Umsetzung gehört in den Krisenfall – oder in legale Rahmenbedingungen wie Jagdausbildung oder Angelschein.
Jagd – das aktive Suchen
Die Jagd erfordert nicht nur Ausrüstung, sondern vor allem Geduld, Beobachtungsgabe und Respekt. Sie ist anstrengend, oft stundenlang stilles Warten, manchmal erfolglos.
Was man beachten sollte:
- Spuren lesen: Trittsiegel im Schlamm, abgeknickte Äste, Kot. Tiere hinterlassen Spuren, die viel verraten.
- Windrichtung: Ein Tier riecht dich oft, bevor es dich sieht. Positioniere dich so, dass der Wind von ihm zu dir weht.
- Movement: Ruckartige Gesten vertreiben Wild. Langsame, ruhige Bewegungen sind entscheidend.
Sinnvolle Jagdwerkzeuge (im Ernstfall, nicht im Alltag):
- Bogen oder Armbrust – leise, aber anspruchsvoll.
- Luftgewehr (in Krisenszenarien, rechtlich sonst kaum nutzbar).
- Speere oder improvisierte Waffen – alt, aber mit Übung wirksam.
Jagd ist die aktivste, aber auch energieaufwendigste Form der Nahrungsbeschaffung. Deshalb ist sie für Prepper oft Plan B, wenn andere Methoden nicht ausreichen.
Fallenstellen – wenn die Natur für dich arbeitet
Fallen sind im Alltag streng verboten. Doch im Szenario einer echten Krise wären sie unschätzbar wertvoll. Der Vorteil: Sie funktionieren ohne ständige Anwesenheit.
Grundprinzipien:
- Fallen sollten unauffällig sein, Tiere dürfen sie nicht wittern.
- Sie müssen an Laufwegen platziert werden: kleine Trampelpfade im Gras, Zugänge zu Wasserstellen.
- Einfache Mechanik ist besser als komplizierte Systeme.
Beispiele für einfache Fallen:
- Schlingenfalle – eine Draht- oder Schnurschlinge, die an einem Ast befestigt wird und sich beim Durchschlüpfen zuzieht.
- Kipp- oder Trittbrettfalle – ein Mechanismus, bei dem das Tier durch sein Gewicht einen Auslöser betätigt.
- Kastenfalle – lebend, aber aufwendig; praktisch für kleinere Tiere wie Kaninchen.
Hier eine kleine Übersicht:
| Fallenart | Zieltiere | Schwierigkeit | Bemerkung |
| Schlinge | Hase, Kaninchen | leicht | Schnur oder Draht notwendig |
| Trittbrettfalle | Vögel, kleine Tiere | mittel | erfordert präzisen Bau |
| Kastenfalle | Kaninchen, Marder | hoch | aufwendig, aber wiederverwendbar |
Fallen verlangen Fingerspitzengefühl. Und sie sind nicht nur Technik, sondern auch ein Stück Psychologie: Man muss sich in das Tier hineinversetzen, seinen Weg und sein Verhalten vorhersagen.
Fischfang – Nahrung aus Flüssen und Seen
Im Gegensatz zur Jagd ist Fischfang oft die effizienteste Methode, an tierisches Eiweiß zu kommen. Schon ein einfacher Stock mit einer Schnur kann reichen, um eine Mahlzeit zu sichern.
Grundlegende Methoden:
- Angeln mit Haken: klassisch, erfordert Geduld.
- Reusen und Netze: arbeiten wie Fallen, laufen passiv.
- Speerfischen: erfordert Geschick und klares Wasser.
- Improvisierte Methoden: etwa mit Steinen kleine Wasserbecken bauen, in denen Fische gefangen werden.
Nützliche Tipps:
- Fische sind bei Sonnenauf- und -untergang oft aktiver.
- Schattenplätze, überhängende Äste oder Strömungskanten sind gute Angelstellen.
- Auch Würmer, Insekten oder kleine Stücke von Innereien können als Köder dienen.
Was Prepper wirklich brauchen – die Ausrüstung
Natürlich kann man mit Improvisation viel erreichen. Aber wer vorbereitet ist, legt sich kleine, robuste Hilfsmittel bereit.
Sinnvolle Basisausrüstung:
- Angelschnur & Haken (wiegen kaum etwas, passen in jede Dose).
- Paracord (für Schlingen oder Netze).
- Ein robustes Messer.
- Kleine Reuse aus Draht oder klappbare Netze.
- Feuerzeug oder Feuerstahl – ohne Feuer ist Fisch nur schwer genießbar.
Der psychologische Aspekt – Jagen heißt auch Aushalten
Viele unterschätzen, wie sehr das Töten von Tieren eine innere Hürde darstellt. Wer nicht auf einem Hof groß geworden ist, kennt dieses Gefühl vielleicht nicht. Doch es gehört zur Wahrheit: Tiere zu erlegen oder zu töten, ist nicht leicht. Und das ist auch gut so – Respekt vor dem Leben ist wichtig.
Aber in einer Notsituation ändert sich die Perspektive. Dann zählt die Versorgung, das Überleben. Wer schon im Vorfeld darüber nachdenkt und sich bewusst macht, was das bedeutet, ist später weniger überrumpelt.
Training und Vorbereitung
Man kann vieles üben, ohne gegen Gesetze zu verstoßen:
- Spurenlesen auf Wanderungen.
- Übungsfallen bauen (ohne sie auszulösen).
- Angeln mit Angelschein – eine legale Möglichkeit, den Ernstfall zu trainieren.
- Knoten und Seiltechniken lernen, um Fallen oder Netze bauen zu können.
So entsteht ein Wissen, das im Kopf gespeichert bleibt, auch wenn man es nicht ständig nutzt.
Praktische Szenarien
Ein Beispiel: Du bist tagelang in der Natur unterwegs, dein Vorrat schwindet. Du stellst am Waldrand eine einfache Schlinge, während du am Bach mit einer improvisierten Angel sitzt. Vielleicht fängst du nichts, vielleicht dauert es Stunden. Aber irgendwann hängt ein Fisch am Haken oder ein Kaninchen in der Falle. Und dieser Moment verändert die Situation komplett – von Unsicherheit zu Handlungsmacht.
Es ist wie ein kleiner Sieg gegen die Abhängigkeit.
Fazit – altes Wissen, neuer Wert
Jagd, Fallenstellen und Fischfang sind keine romantischen Abenteuertechniken, sondern uralte, bewährte Methoden, Nahrung zu beschaffen. Für Prepper sind sie ein zusätzliches Werkzeug im großen Werkzeugkasten der Krisenvorsorge.
Sie verlangen Respekt, Übung und Wissen – und genau das macht sie so wertvoll. Denn wer vorbereitet ist, trägt nicht nur Ausrüstung bei sich, sondern auch Selbstvertrauen.
Vielleicht ist das die wichtigste Botschaft: In einer Welt, die manchmal zerbrechlicher ist, als sie scheint, kann ein Haken, eine Schlinge oder eine einfache Schnur den Unterschied machen – zwischen Abhängigkeit und Selbstbestimmung, zwischen Unsicherheit und Gelassenheit.


