Stell dir vor: Es gießt wie aus Kübeln, der Wind pfeift durch die Straßen, und du musst raus – nicht zum Spaziergang, sondern weil es keine Wahl gibt. Vielleicht ein Stromausfall, vielleicht eine Evakuierung, vielleicht einfach eine längere Wanderung, weil die Infrastruktur lahmgelegt ist. Spätestens dann zeigt sich, ob die Kleidung, die du trägst, nur bequem war – oder ob sie dich wirklich schützt.
Kleidung ist mehr als eine Frage des Stils. Sie ist unsere erste Haut gegen Kälte, Nässe, Hitze. Ein Schutzschild, das uns warmhält, wenn alles andere versagt. Für Prepper ist sie nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Teil der Grundausrüstung – so wichtig wie Wasserfilter oder Notfallkocher.
Warum Kleidung so entscheidend ist
Wir reden oft über Vorräte, Werkzeuge, Stromquellen. Aber was nützt die beste Technik, wenn man friert? Hypothermie setzt schneller ein, als man denkt. Schon zehn Minuten im kalten Wind mit durchnässter Jacke können reichen, um den Körper zu schwächen.
Und auch die andere Seite darf man nicht vergessen: Überhitzung. Wer bei großer Hitze in falscher Kleidung unterwegs ist, schwitzt nicht nur, er verliert Flüssigkeit, Energie, Konzentration. Kleidung ist damit kein Nebenthema, sondern eine Überlebensfrage.
Die Grundidee: Kleidung als System
Das Zauberwort lautet: Schichtenprinzip. Statt einer dicken Jacke, die alles können soll, setzt man auf mehrere Lagen, die man je nach Situation anpasst.
- Basisschicht: Direkt auf der Haut, leitet Schweiß ab.
- Isolationsschicht: Speichert Wärme, schützt vor Auskühlung.
- Außenschicht: Blockt Wind und Regen, lässt aber Feuchtigkeit entweichen.
So einfach – und so effektiv. Wer das System einmal ausprobiert, fragt sich, wie er je ohne ausgekommen ist.
Materialien im Überblick
Nicht jedes Stück Stoff ist gleich. Ein kurzer Überblick über die gängigen Materialien und ihre Eigenschaften:
| Material | Advantage | Nachteil | Suitable for |
| Cotton | angenehm, günstig | saugt Wasser auf, trocknet langsam | Alltag, nur begrenzt Outdoor |
| Wool | wärmt auch feucht, geruchshemmend | schwerer, teurer | Basisschicht, Isolationslage |
| Synthetic | lightweight, quick-drying | kann Geruch annehmen | Sport, Basisschicht |
| Softshell | flexibel, atmungsaktiv | nicht komplett wasserdicht | Übergang, Außenschicht |
| Hardshell | wind- & wasserdicht | weniger atmungsaktiv, knisternd | Regen, Sturm |
| Down | hervorragende Wärmeleistung | empfindlich gegen Nässe | Schlafsack, trockene Kälte |
Kopf bis Fuß: Was wirklich zählt
1. Kopfbedeckung
Ein alter Spruch besagt: „Über den Kopf verliert man die meiste Wärme.“ Ganz korrekt ist das nicht, aber trotzdem: Ohne Mütze oder Kappe entweicht enorm viel Energie. Eine einfache Wollmütze im Rucksack kann im Notfall den Unterschied machen.
2. Basisschicht
Baumwoll-T-Shirts mögen bequem sein, im Notfall sind sie Gift. Sie saugen sich voll Schweiß, kleben am Körper, und die Verdunstung kühlt dich aus. Besser: Merinowolle oder Funktionsshirts aus Synthetik.
3. Isolationsschicht
Fleecejacken sind robust, günstig, pflegeleicht. Wolle hat ihre Stärken bei Kälte, riecht auch nach Tagen nicht. Wichtig ist: Diese Schicht sollte leicht an- und auszuziehen sein.
4. Außenschicht
Regenjacke, Poncho oder Hardshell – Hauptsache, wind- und wasserdicht. Im Ernstfall zählt Dichtigkeit mehr als Bequemlichkeit. Gute Lüftungsöffnungen verhindern, dass man im eigenen Schweiß badet.
5. Hose
Jeans? Lieber nicht. Sie saugen Wasser auf und trocknen ewig. Besser: leichte, schnell trocknende Outdoorhosen. Wer vorbereitet sein will, legt sich eine Regenüberhose zu.
6. Schuhe
Nasse Füße sind ein Albtraum. Blasen, Kälte, Infektionen. Deshalb: stabile, wasserdichte Schuhe mit gutem Profil. Für Notfälle reichen einfache Trekkingstiefel. Ein Paar Ersatzsocken im Rucksack ist Gold wert.
7. Handschuhe
Vergessen viele. Doch kalte Finger können nicht mehr greifen, kein Feuer entzünden, kein Messer halten. Dünne Fingerhandschuhe plus wind- und wasserdichte Überhandschuhe sind eine starke Kombination.
Farbwahl: Tarnung oder Signal?
Eine unterschätzte Frage. Soll Kleidung unauffällig sein oder im Notfall auffallen?
- Neutral/Tarnfarben: gut, wenn man nicht gesehen werden will (z. B. im Wald).
- Signalfarben: sinnvoll, wenn Rettungskräfte einen finden sollen.
Die Lösung: Kombinieren. Neutrale Grundkleidung, dazu ein Signal-Poncho oder eine auffällige Mütze im Rucksack.
Lists for the practice
Minimalset für Notfälle (immer im Rucksack):
- Leichte Regenjacke
- Fleece oder Pullover
- Mütze und Ersatzsocken
- Dünne Handschuhe
- Multifunktionstuch
Erweitertes Set für Prepper:
- Mehrere Basisschichten (Merino/Synthetik)
- Wasserdichte Hose
- Stabile, eingelaufene Schuhe
- Handschuh-Kombination
- Poncho (kann auch als Shelter dienen)
- Wärmedecke als Reserve
Avoid typical mistakes
- Baumwolle im Ernstfall. Bequem, aber riskant. Nass wird sie zum Problem.
- Zu wenig Redundanz. Ein Paar Socken reicht nicht. Ersatz ist Pflicht.
- Neue Schuhe im Notfall. Stiefel müssen eingelaufen sein, sonst reibt man sich die Füße wund.
- Billige Regenkleidung. Sie hält vielleicht einen Schauer ab, aber keinen Tag im Dauerregen.
Ein Gleichnis: Kleidung wie eine Rüstung
Man kann Kleidung als moderne Rüstung sehen. Nicht aus Stahl, sondern aus Stoffschichten, die dich gegen Regen, Kälte und Wind verteidigen. Jede Schicht hat ihre Aufgabe – wie Schild, Kettenhemd, Helm. Und genau wie bei einer Rüstung: Lückenlos ist besser als prunkvoll.
Persönliche Erfahrung
Ich erinnere mich an eine Wanderung, bei der wir von einem Sommergewitter überrascht wurden. Innerhalb von Minuten waren wir durchnässt – außer einem von uns, der einen simplen Poncho dabeihatte. Während wir zitternd im Regen standen, saß er trocken unter seiner „Plane“ und kochte Tee. Seitdem habe ich immer einen Poncho im Rucksack, egal wie blau der Himmel ist.
Fazit: Was wirklich zählt
Outdoor-Kleidung für Notfälle ist kein Mode-Thema. Sie ist eine Versicherung gegen Wetter, Kälte, Hitze. Entscheidend sind nicht Marken oder teure Hightech-Jacken, sondern Prinzipien: Schichten, Funktionalität, Redundanz.
Wer seine Ausrüstung klug wählt, bleibt beweglich, handlungsfähig – und bewahrt sich sogar in der härtesten Situation ein Stück Komfort. Denn was ist besser, als in einer stürmischen Nacht den Reißverschluss hochzuziehen, das Prasseln des Regens draußen zu hören – und innen warm, trocken und geschützt zu sein?


