Die wenigsten von uns denken bewusst darüber nach, wie abhängig wir beim Kochen eigentlich von einer einzigen Energiequelle sind. Gasherd an, Flamme entzündet, Wasser kocht. Alles so selbstverständlich. Aber was, wenn der Hahn plötzlich zugedreht bleibt? Ob durch Lieferengpässe, einen lokalen Ausfall oder eine echte Krise – der Mangel an Gas trifft uns nicht nur beim Heizen, sondern auch beim Essen. Und warmes Essen ist weit mehr als nur eine Frage der Bequemlichkeit.
Wer schon einmal stundenlang draußen in der Kälte gearbeitet hat, weiß: Ein Teller dampfender Suppe kann den Unterschied machen – körperlich wie seelisch. Deshalb lohnt es sich, rechtzeitig über alternative Kochmethoden nachzudenken.
Warum überhaupt vorsorgen?
„Zur Not essen wir halt kalt“ – dieser Satz klingt im ersten Moment pragmatisch. Doch wer mehrere Tage oder Wochen nur auf Brot, Dosenfisch und Müsliriegel zurückgreift, merkt schnell, wie sehr warme Mahlzeiten fehlen. Der Körper kann sie zwar theoretisch entbehren, die Psyche jedoch weniger.
Außerdem gibt es Lebensmittel, die schlicht gekocht werden müssen, bevor man sie genießen oder überhaupt verdauen kann: getrocknete Hülsenfrüchte, Reis, Nudeln. Wer sie im Vorrat hat, braucht also eine Lösung, um sie auch ohne Gas zubereiten zu können.
Überblick: Welche Alternativen gibt es?
Die gute Nachricht: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, auch ohne Gas zu kochen. Die schlechte: Nicht alle sind in jeder Situation sinnvoll. Manche eignen sich für Balkon oder Garten, andere eher für unterwegs.
Hier ein erster Überblick:
- Spirituskocher
- Gaskocher mit Kartuschen
- Holz- und Raketenöfen
- Solarkocher
- Dutch Oven über Glut oder Feuer
- Teelicht- oder Hobo-Öfen
- Elektrische Geräte (falls Strom vorhanden, aber kein Gas)
Spiritus- und Campingkocher
Spirituskocher sind leicht, kompakt und seit Jahrzehnten ein Klassiker im Outdoorbereich. Sie bestehen meist aus einem kleinen Metallbehälter, in den Brennspiritus gefüllt wird.
Vorteile:
- Günstig in der Anschaffung
- Leicht und mobil
- Unabhängig von Gas- oder Stromversorgung
Nachteile:
- Relativ geringe Heizleistung
- Offene Flamme, also Vorsicht in Innenräumen
- Spiritus muss bevorratet werden
Ich habe selbst einen Spirituskocher in meiner Notfallkiste. Er ist nicht die komfortabelste Lösung, aber zuverlässig. Ein Liter Wasser dauert etwas länger, bis er kocht, aber im Ernstfall zählt, dass es funktioniert.
Gaskocher mit Kartuschen
Wer keinen Gasanschluss hat, greift im Campingurlaub gerne auf Kartuschenkocher zurück. Diese kleinen Geräte sind simpel, liefern ordentlich Leistung und sind sehr benutzerfreundlich.
Vorteile:
- Schnelles, sauberes Kochen
- Hohe Leistung, vergleichbar mit einem Gasherd
- Leicht zu bedienen
Nachteile:
- Kartuschen sind teuer und in Krisenzeiten schnell vergriffen
- Aufbewahrung nur begrenzt möglich (Druckbehälter!)
- Für längere Zeiträume ungeeignet
Für kurze Ausfälle sind Kartuschenkocher ideal. Doch wer sich für mehrere Wochen absichern will, sollte Alternativen einplanen.
Holz- und Raketenöfen
Ein Stück Holz, etwas Glut – und schon brodelt der Topf. Holzöfen sind die ursprünglichste Form des Kochens und funktionieren zuverlässig, solange Brennmaterial vorhanden ist.
Ein Raketenofen ist dabei eine besonders effiziente Variante: Durch die Bauweise zieht er die Luft von selbst nach, die Verbrennung ist heißer und fast rauchfrei.
Vorteile:
- Unabhängig von gekauften Brennstoffen
- Sehr effektiv bei der Wärmeausbeute
- Funktioniert fast überall draußen
Nachteile:
- Nur im Freien nutzbar
- Holz muss trocken und verfügbar sein
- Rauchentwicklung bei einfachen Modellen
Für den Garten, Hof oder Waldspaziergang sind Raketenöfen unschlagbar. Wer den Bau selbst ausprobieren will, findet online zahlreiche Anleitungen – ein paar Blechdosen reichen, um ein funktionierendes Modell zu basteln.
Solarkocher – die Kraft der Sonne nutzen
Auf den ersten Blick wirken Solarkocher wie ein kurioses Experiment, doch sie haben ihre Daseinsberechtigung. Mit Hilfe von Spiegeln oder Folien wird Sonnenlicht gebündelt, das den Topf erhitzt.
Vorteile:
- Kein Brennstoff nötig
- Völlig emissionsfrei
- Ideal für Sommermonate
Nachteile:
- Abhängig vom Wetter
- Braucht Zeit – Wasser kocht langsamer
- Nicht für große Mengen geeignet
Ein Solarkocher kann im Krisenfall die perfekte Ergänzung sein. Er spart wertvolle Brennstoffe, wenn die Sonne scheint, und verschafft gleichzeitig warme Mahlzeiten.
Dutch Oven und offene Feuerstelle
Der Dutch Oven – ein gusseiserner Topf mit Deckel – ist ein wahres Multitalent. Er funktioniert über Glut oder offenem Feuer und kann braten, schmoren, backen und sogar Brot zaubern.
Vorteile:
- Enorme Vielseitigkeit
- Sehr robust, praktisch unzerstörbar
- Gute Wärmeverteilung
Nachteile:
- Schwer und unhandlich
- Benötigt Kohle, Holz oder Glut
- Nur im Freien nutzbar
Wer schon einmal Brot im Dutch Oven gebacken hat, weiß: Es gibt kaum etwas Befriedigenderes, als den schweren Deckel zu heben und den Duft von frisch gebackenem Teig zu riechen.
Kleine Lösungen für den Notfall
Nicht immer ist Platz oder Gelegenheit für große Kochstellen. Für kleine Wohnungen oder Minimalisten gibt es weitere Möglichkeiten:
- Teelichtofen: Mit mehreren Teelichtern lässt sich zumindest ein kleiner Topf erhitzen. Keine Lösung für den Dauerbetrieb, aber ein Backup.
- Hobo-Kocher: Ein einfacher Metallbehälter (oft selbstgebaut aus einer Dose), in dem kleine Holzstücke oder Zweige verbrannt werden. Sehr effizient, extrem kompakt.
Vergleich der Alternativen
Damit du den Überblick behältst, hier eine einfache Tabelle:
| Kochmethode | Geeignet für | Brennstoff | Vorteile | Nachteile |
| Spirituskocher | Kurzfristig, mobil | Spiritus | Leicht, günstig | Geringe Leistung |
| Kartuschenkocher | Kurzfristig, Wohnung | Gaskartuschen | Einfach, leistungsstark | Kartuschen teuer/knapp |
| Raketenofen | Garten, Outdoor | Holz | Effizient, unabhängig | Nur draußen |
| Solarkocher | Sommer, Ergänzung | Sonne | Kein Brennstoff nötig | Wetterabhängig |
| Dutch Oven | Garten, Lagerfeuer | Glut/Holz | Vielseitig, robust | Schwer, sperrig |
| Hobo-Kocher | Outdoor, mobil | Holz/Zweige | Extrem kompakt | Nur draußen |
Praktische Tipps für die Umsetzung
Damit deine alternative Kochstrategie auch funktioniert, beachte folgende Punkte:
- Vorher üben: Probiere deine Methode in Ruhe aus, bevor du sie im Ernstfall brauchst.
- Brennstoff einlagern: Ob Spiritus, Kartuschen oder Holz – ohne Vorrat hilft der beste Kocher nichts.
- Sicherheitsaspekte beachten: Offene Flammen in der Wohnung sind gefährlich. Wenn möglich draußen kochen oder gut lüften.
- Reduzierte Mahlzeiten planen: Im Notfall reicht oft eine einfache Suppe oder ein Eintopf. Weniger aufwändig, aber nahrhaft.
Zwei Listen, die du kennen solltest
Liste 1: Sinnvolle Ergänzungen zum alternativen Kochen
- Stabile, feuerfeste Töpfe und Pfannen
- Hitzebeständige Handschuhe
- Feuerzeug und Streichhölzer (wasserdicht verpackt)
- Ersatzbrennstoff
- Windschutz für kleine Kocher
Liste 2: Lebensmittel, die sich besonders eignen
- Instant-Nudeln, Couscous (brauchen wenig Energie)
- Konserven (bereits gegart, nur erwärmen)
- Linsen, Reis, Haferflocken
- Suppenpulver und Brühen
- Hartkäse und Dauerwurst (lange haltbar, leicht zuzubereiten)
Fazit: Vorbereitung bringt Ruhe
Kochen ohne Gas ist kein Hexenwerk – aber es verlangt Planung. Wer rechtzeitig einen kleinen Vorrat an Brennstoffen anlegt und die passende Kochmethode kennt, muss im Ernstfall nicht nervös werden. Stattdessen kann man in aller Ruhe den Topf aufsetzen und den Duft von warmem Essen genießen – ein Stück Normalität, selbst wenn draußen gerade nichts normal erscheint.
Denn am Ende geht es nicht nur um Kalorien. Es geht um Wärme, Geborgenheit und das Gefühl, auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig zu sein.


