Berlin: Ein mutmaßlich politisch motivierter Brandanschlag auf zwei Hochspannungsmasten hat am Dienstagmorgen im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick einen großflächigen Stromausfall ausgelöst. Gegen 3.30 Uhr setzten bislang unbekannte Täter am Königsheideweg in Johannisthal die Masten in Brand, wobei mehrere Starkstromkabel zerstört wurden.
In der Folge waren zeitweise rund 50.000 Haushalte und Unternehmen ohne Elektrizität. Auch soziale Einrichtungen und die Infrastruktur waren betroffen: Mehrere Schulen blieben geschlossen und zwei Pflegeheime mussten von der Feuerwehr betreut werden. Ampeln und Straßenlaternen fielen aus, 110- und 112-Notrufe waren zeitweise nicht erreichbar. Die Feuerwehr verlagerte beatmete Patienten aus den betroffenen Heimen in Krankenhäuser, um deren Versorgung zu sichern.
Die Ermittlungen hat der für politische Delikte zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamts übernommen. Am Tatort wurden Spuren von Brandbeschleunigern und eine Metallkette gefunden – offenbar eingesetzt, um nach dem Abbrennen der Kabelisolierung einen Kurzschluss herbeizuführen. Ein auf der linken Internetplattform Indymedia veröffentlichtes Bekennerschreiben einer Gruppe namens „einige Anarchist:innen“ wird auf Echtheit geprüft. Darin bekennen sich die Verfasser zur Sabotage und begründen den Anschlag als Angriff auf den Technologiepark Adlershof und den „militärisch-industriellen Komplex“.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilte die Tat als „gefährlichen Anschlag“, der sich „unmittelbar gegen die Berlinerinnen“* richte und „bewusst Menschenleben und die Sicherheit unserer Stadt gefährdet“.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sprach von einer „hohen kriminellen Energie“ hinter der Tat und kündigte den Tätern an: „Wir kriegen euch“.
Unterdessen läuft die Wiederherstellung der Stromversorgung auf Hochtouren. Bereits am späten Dienstagvormittag konnten Teile des betroffenen Gebiets durch Umschaltungen wieder ans Netz gebracht werden, doch am Abend waren noch rund 25.000 Kund*innen ohne Strom. Nach Angaben des Betreibers Stromnetz Berlin wird im ungünstigsten Fall erst bis Donnerstagabend wieder überall Strom verfügbar sein. Hilfsorganisationen bereiten sich daher auf einen mehrtägigen Einsatz in den betroffenen Stadtteilen vor.
Deutsch
English