Es gibt Begriffe, die oft in einem Atemzug genannt werden, obwohl sie ganz Unterschiedliches bedeuten. „Prepper“, „Survivalist“, „Selbstversorger“ – für manche klingen diese Wörter wie drei Versionen derselben Idee. Doch wer genauer hinschaut, merkt schnell: Es sind verschiedene Welten. Sie überschneiden sich manchmal, klar. Aber sie haben unterschiedliche Schwerpunkte, Denkweisen und Ziele.
Die Frage ist also: Wo liegen die Unterschiede? Und was kann man von jedem Ansatz lernen?
Prepping – Vorsorge für den Ernstfall
Prepper sind Menschen, die sich bewusst auf Krisen vorbereiten. Das kann der Stromausfall im Winter sein, ein längerer Lieferengpass oder – in seltenen Fällen – ein größeres gesellschaftliches Chaos. Ihr Ziel ist nicht, in der Wildnis zu überleben, sondern den Alltag in Ausnahmesituationen aufrechtzuerhalten.
Man könnte sagen: Prepper wollen die Brücke bauen zwischen Normalität und Krise. Sie sichern das ab, was wir alle im Alltag brauchen: Wasser, Lebensmittel, Medikamente, Energie.
Typische Merkmale von Preppern
- Vorratshaltung: Wasser, Lebensmittel, Hygieneartikel.
- Notfallpläne: „Was tun, wenn …?“ – von Evakuierung bis Kommunikationsplan.
- Technische Hilfsmittel: Taschenlampen, Powerbanks, Kurbelradios.
- Fokus auf Zivilisation: Sie wollen ihr Zuhause so lange wie möglich funktionsfähig halten.
Prepper haben meist keine romantische Vorstellung vom Überleben in der Wildnis. Sie möchten, dass der Kühlschrank läuft, die Kinder etwas zu essen haben und sie in Kontakt mit der Außenwelt bleiben können.
Survivalisten – Überleben ohne Netz und doppelten Boden
Der Survivalist hingegen stellt sich auf das Worst-Case-Szenario ein: keine Infrastruktur, keine Supermärkte, kein Stromnetz. Er trainiert Fähigkeiten, die es erlauben, auch in völliger Abgeschiedenheit zu überleben.
Survivalismus ist weniger ein Vorratsdenken, sondern eine Fähigkeitenkultur. Es geht um Wissen und Training – darum, im Wald Feuer zu machen, Wasser zu finden oder Unterschlüpfe zu bauen.
Typische Merkmale von Survivalisten
- Bushcraft und Outdoor-Skills: Feuer machen, Wasser aufbereiten, Orientierung.
- Minimalismus: Mit wenig auskommen, improvisieren.
- Physische und mentale Härte: Belastbarkeit und Durchhaltevermögen trainieren.
- Selbstschutz: Je nach Ausrichtung auch Waffenkenntnisse oder Selbstverteidigung.
Ein Survivalist sieht eine leere Wiese nicht als Problem, sondern als Herausforderung. Wo andere den Mangel spüren, sucht er nach Möglichkeiten.
Selbstversorger – Leben aus eigener Hand
Selbstversorger wiederum haben einen anderen Ansatz. Sie wollen sich gar nicht erst abhängig machen von Supermärkten, Stromnetzen oder Lieferketten. Ihr Alltag ist darauf ausgerichtet, so viel wie möglich selbst zu produzieren: Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, Eier von den Hühnern, Strom vom eigenen Solarpanel.
Hier geht es nicht um Notfallpläne, sondern um eine Lebensphilosophie. Selbstversorgung ist oft dauerhaft, nachhaltig und eng mit dem Gedanken der Unabhängigkeit verbunden.
Typische Merkmale von Selbstversorgern
- Eigenproduktion: Gemüseanbau, Viehhaltung, Imkerei.
- Nachhaltigkeit: Kreislaufdenken, Ressourcenschonung.
- Handwerkliche Fähigkeiten: Reparieren, Bauen, Konservieren.
- Langfristigkeit: Keine Übergangslösung, sondern Lebensstil.
Selbstversorger sehen Krisenvorsorge nicht als Ausnahmezustand, sondern als normalen Alltag.
Tabelle: Prepper vs. Survivalist vs. Selbstversorger
| Aspekt | Prepper | Survivalist | Selbstversorger |
| Schwerpunkt | Vorräte & Notfallpläne | Fähigkeiten & Training | Eigenproduktion & Nachhaltigkeit |
| Ziel | Alltag in Krisen sichern | Überleben ohne Infrastruktur | Unabhängigkeit vom System |
| Zeitrahmen | Tage bis Wochen | Tage bis Monate | Langfristig, dauerhaft |
| Hilfsmittel | Ausrüstung, Vorräte | Natur, Improvisation | Garten, Tiere, Werkzeuge |
| Motivation | Sicherheit im Ernstfall | Härte & Selbstvertrauen | Freiheit & Autarkie |
Überschneidungen – wo sich die Wege kreuzen
Die drei Ansätze sind nicht hermetisch getrennt. Oft mischen sie sich:
- Ein Prepper legt Vorräte an, entdeckt dann den Wert von Gaskocher und Outdoorkochen – und kommt dem Survivalisten näher.
- Ein Selbstversorger merkt, dass er seine Vorräte besser systematisieren sollte – und übernimmt Prepper-Methoden.
- Ein Survivalist baut irgendwann selbst Gemüse an, um nicht alles improvisieren zu müssen.
Das zeigt: Die Unterschiede liegen im Schwerpunkt, nicht in der absoluten Abgrenzung.
Praktische Lektionen für Einsteiger
Statt sich zu fragen „Bin ich Prepper, Survivalist oder Selbstversorger?“, kann man auch fragen: „Was will ich erreichen?“
Liste: Welche Haltung passt zu mir?
- Ich möchte vor allem den Alltag meiner Familie absichern.
→ Dann sind die Prinzipien des Preppings der richtige Einstieg. - Ich will mich selbst herausfordern und lernen, in der Natur klarzukommen.
→ Dann spricht dich der Survivalismus an. - Ich sehne mich nach Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit.
→ Dann führt der Weg zum Selbstversorger.
Natürlich kann man auch Mischformen leben. Ein bisschen Vorrat, ein paar Outdoor-Skills und ein kleines Hochbeet – schon verbindet man Elemente aus allen drei Welten.
Ein Bild zur Verdeutlichung
Stell dir drei Menschen vor, die sich auf eine mögliche Krise vorbereiten.
- Der Prepper sitzt in seiner Wohnung, das Regal gefüllt mit Wasserkanistern, Konservendosen und Batterien. Er weiß: Sollte der Strom ausfallen, ist er für ein paar Wochen abgesichert.
- Der Survivalist steht draußen am Waldrand, schnitzt sich einen Unterschlupf und entzündet ein Feuer mit Feuerstahl. Er vertraut auf seine Fertigkeiten.
- Der Selbstversorger arbeitet in seinem Garten. Kartoffeln, Zwiebeln, Kräuter – alles wächst. Für ihn ist Vorsorge kein Ausnahmezustand, sondern ein Kreislauf.
Drei Szenen, drei Haltungen. Jede für sich sinnvoll, zusammen noch stärker.
Ein persönlicher Einwurf
Ich erinnere mich an eine Diskussion in einer kleinen Runde. Einer sagte: „Ich brauche keine Vorräte, ich kann in der Wildnis überleben.“ Ein anderer entgegnete: „Ich brauche keinen Wald, mein Keller ist voll.“ Da mischte sich ein Dritter ein: „Und ich esse heute Marmelade von meinen eigenen Beerensträuchern.“ – Wir lachten, aber eigentlich zeigte es, wie unterschiedlich die Wege sein können. Und wie sie sich am Ende ergänzen.
Fazit – drei Wege, ein Ziel
Prepper, Survivalisten und Selbstversorger unterscheiden sich im Ansatz. Aber alle eint ein Gedanke: Sie wollen unabhängiger sein, weniger ausgeliefert, handlungsfähiger.
- Der Prepper sichert den Übergang in einer Krise.
- Der Survivalist vertraut auf sein Können, wenn alles andere wegfällt.
- Der Selbstversorger baut ein Leben auf, in dem Krisen weniger Wirkung haben.
Man könnte sagen: Prepping ist der Rettungsring, Survivalismus das Schwimmenlernen – und Selbstversorgung das eigene Boot.
Am Ende ist es nicht entscheidend, welchem „Lager“ man sich zuordnet. Entscheidend ist, ob man Schritte geht, die einem Sicherheit, Gelassenheit und vielleicht sogar Freude bringen. Denn Vorsorge bedeutet nicht nur, auf das Schlimmste vorbereitet zu sein – sie bedeutet auch, das Leben bewusster zu gestalten.


