Es klingt simpel: Man dreht die Sicherung raus, legt das Smartphone beiseite und tut für einen Tag so, als gäbe es keinen Strom. Doch schon nach wenigen Minuten merkt man, wie tief Elektrizität in unseren Alltag eingewoben ist. Lichtschalter, Kaffeemaschine, Kühlschrank, WLAN – alles plötzlich stumm und nutzlos. Genau das macht eine 24-Stunden-Blackout-Übung so spannend: Sie zeigt ungeschminkt, wo die eigene Vorsorge trägt und wo Lücken klaffen.
Warum so eine Übung sinnvoll ist
Viele reden über Krisenvorsorge, manche kaufen Konserven oder Solarlampen, aber nur wenige probieren ernsthaft aus, wie sich ein Stromausfall im Alltag wirklich anfühlt. Und hier liegt der Knackpunkt: Listen und Vorräte sind gut, doch erst die Praxis offenbart die Realität.
Eine Blackout-Übung ist wie eine Generalprobe vor dem Theaterstück. Sie zwingt dich, nicht nur theoretisch zu planen, sondern es tatsächlich zu durchleben. Du erfährst, wie es ist, ohne Kühlschrank zu kochen, wie schnell Kerzen abbrennen oder wie sich die Stimmung verändert, wenn die Wohnung in Dunkelheit gehüllt ist.
Vorbereitung: Was man im Vorfeld beachten sollte
Bevor du loslegst, lohnt sich eine kleine Planung. Niemand möchte während der Übung feststellen, dass das Haustier Hunger leidet oder dass wichtige Medikamente fehlen.
Hier eine einfache Checkliste für die Vorbereitung:
- Zeitrahmen festlegen: Starte am besten morgens, wenn du ausgeschlafen bist, und plane die Übung für genau 24 Stunden.
- Mitbewohner einbeziehen: Wenn du mit Familie oder Partner lebst, besprich das Vorhaben. Ein Blackout-Test im Alleingang sorgt eher für Streit.
- Sicherheitsgrenzen setzen: Heizungen, Aquarien oder medizinische Geräte dürfen nicht gefährdet werden. Alles, was lebensnotwendig ist, bleibt angeschlossen.
- Notizen bereithalten: Lege Block und Stift bereit, um Erfahrungen festzuhalten. Die Erinnerung trügt schnell.
- Grenzen bewusst setzen: Strom ist tabu – Wasser, Gas oder Heizung darfst du nutzen, außer du willst den Test verschärfen.
Der erste Eindruck: Stille und Leere
Wenn die Sicherung fällt, passiert etwas, das man sonst kaum wahrnimmt: ein plötzlicher Stillstand. Kein Summen aus dem Kühlschrank, kein Ticken der Uhr, kein surrender Laptop. Die Geräuschkulisse, die uns im Alltag begleitet, ist weg. Es wirkt, als hätte jemand die Luft aus dem Raum gesogen.
Schon nach einer halben Stunde ertappt man sich beim Griff zum Lichtschalter. Ein Automatismus, der zeigt, wie tief Strom im Muskelgedächtnis steckt. Dieses kleine Detail wirkt fast banal, ist aber ein wertvoller Lerneffekt: Gewohnheiten lassen sich nicht so leicht ausschalten wie eine Lampe.
Die größten Herausforderungen im Alltag
Viele unterschätzen, wie umfassend ein Stromausfall wirkt. Hier eine Übersicht typischer Stolpersteine, die bei einer 24-Stunden-Übung auffallen:
| Bereich | Herausforderung | Beobachtung im Test |
| Kochen | Keine Elektrogeräte, kein Herd | Campingkocher oder Grill als Lösung? |
| Licht | Dunkelheit ab frühem Abend | Kerzen, Taschenlampen, Stirnlampen nötig |
| Kommunikation | Kein WLAN, oft auch schwaches Mobilnetz | Offline-Bücher, Brettspiele, Gespräche |
| Kühlung | Kühlschrank außer Betrieb | Kühlakkus, Zehrung planen |
| Zeitgefühl | Ohne digitale Uhren schwierig | Mechanische Uhr oder Tagesrhythmus |
Was man während der Übung lernen kann
Ein solcher Test ist kein Wettbewerb im Aushalten, sondern eine Erfahrungsschule. Er zeigt dir, wie belastbar du bist – praktisch, aber auch mental.
- Essen zubereiten: Ein einfacher Haferbrei mit Wasser kann plötzlich ein kleines Festmahl sein.
- Organisation: Kerzen sollten nicht irgendwo herumstehen, sondern griffbereit sein.
- Zusammenhalt: In der Dunkelheit rücken Menschen enger zusammen. Gespräche wirken intensiver, Kartenrunden lebendiger.
- Ungewohnte Ruhe: Ohne Medienrauschen bleibt Platz für Gedanken – manchmal angenehm, manchmal bedrückend.
Tipps für den gelungenen Test
Damit die Blackout-Übung nicht nur improvisiertes Überleben wird, sondern ein echter Erkenntnisgewinn, helfen ein paar Strategien:
- Schreibe alles auf: Notiere jede Schwierigkeit, aber auch jede positive Erfahrung.
- Teste Alternativen: Nutze bewusst deine Ausrüstung – ob Solarlampe, Kurbelradio oder Wasserfilter.
- Achte auf Stimmung: Beobachte, wie du oder deine Mitbewohner reagieren. Gereizt, gelassen, kreativ?
- Mach Pausen: Auch wenn es ungewohnt still ist – nimm dir bewusst Zeit zum Entspannen.
- Abschlussrunde: Am Ende gemeinsam auswerten: Was hat funktioniert, was fehlt noch?
Typische Aha-Momente
Viele, die so einen Test machen, berichten von ähnlichen Überraschungen:
- Kerzen geben weniger Licht, als man denkt. Eine einzige Kerze erhellt kaum einen Raum.
- Ohne Kühlschrank merkt man, wie schnell frische Lebensmittel verderben.
- Powerbanks sind nach einigen Stunden erschöpft, besonders wenn mehrere Geräte laden.
- Kinder reagieren oft erstaunlich flexibel, solange man sie einbindet.
- Die Uhrzeit verliert an Bedeutung – man orientiert sich am Licht draußen.
Psychologische Aspekte: Die Dunkelheit im Kopf
Ein Blackout ist nicht nur technisch, sondern auch emotional eine Herausforderung. Dunkelheit verstärkt Unsicherheit. Geräusche wirken lauter, die Zeit zieht sich. Viele spüren nach einigen Stunden eine gewisse Beklemmung.
Doch genau hier liegt der Wert des Tests: Wer die eigene Reaktion kennt, ist vorbereitet. Ein Kartenspiel, ein Gespräch oder ein warmes Getränk können plötzlich Stabilität geben. Diese kleinen Inseln der Normalität sind Gold wert.
Den Test nachbereiten
Nach 24 Stunden endet das Experiment – man schaltet den Strom wieder ein, der Kühlschrank summt, das WLAN blinkt, die Kaffeemaschine piept. Ein fast feierlicher Moment, der zeigt, wie sehr wir Elektrizität als selbstverständlich betrachten.
Jetzt gilt es, die Erfahrungen auszuwerten. Am besten gleich, solange die Eindrücke frisch sind.
- Welche Vorräte waren hilfreich?
- Was hat gefehlt?
- Wo gab es unnötigen Stress?
- Welche improvisierten Lösungen haben funktioniert?
Diese Fragen sind keine Kritik, sondern Bausteine für deine Vorbereitung.
Drei Ebenen der Erkenntnis
Eine 24-Stunden-Blackout-Übung vermittelt Erkenntnisse auf verschiedenen Ebenen:
- Praktisch: Welche Ausrüstung taugt, was ergänzt werden sollte.
- Organisatorisch: Wo Vorräte stehen, wie schnell man sie findet.
- Emotional: Wie man selbst und andere mit der Situation umgehen.
Diese Kombination macht den Test so wertvoll. Kein Ratgeber, kein YouTube-Video ersetzt das eigene Erleben.
Fazit: 24 Stunden, die sich lohnen
Eine Blackout-Übung zu Hause ist mehr als ein Spiel. Sie ist ein realistischer Stresstest, der zeigt, wie verwundbar unser Alltag ist – und gleichzeitig, wie viel Handlungsspielraum wir uns schaffen können.
24 Stunden ohne Strom sind keine Katastrophe, sondern eine Einladung: zu lernen, zu improvisieren, Vorräte zu prüfen, Routinen zu hinterfragen. Wer so eine Übung macht, gewinnt nicht nur Klarheit über seine Vorbereitung, sondern auch Gelassenheit. Denn nichts beruhigt mehr, als zu wissen: Ich habe es ausprobiert, ich weiß, wie es sich anfühlt, und ich weiß, was zu tun ist.
Und genau das ist der Kern von sinnvoller Vorsorge – nicht Panik, sondern geübte Ruhe.


